Wo ist dein Gott jetzt?

Wer die Anfänge von buhay mitbekommen hat oder unsere Vision bzw. meinen persönlichen Text auf der Website gelesen hat, weiß, dass mich Marco Michalziks Poetry Slam unheimlich inspiriert hat und dadurch quasi der Grundstein für buhay gelegt wurde. Heute wollen wir euch an einer Begegnung von gestern teilhaben lassen, die sich nach unserem Outreach bei den Feueropfern (Riesenbrand in Rosario 2018) abgespielt hat. Nach dieser Begegnung kamen uns wieder Markos Zeilen in den Sinn:

(…) Du sagst, du bist der gute Hirte – bist du dann da in Krisenherden und Kriegsgebieten,
Wo bist du zwischen Granaten und Landminen und in dem Land mit Minen,
in denen Kinderhände unseren Luxus garantieren.

(…) Und ja, mir geht es gut.
Ich habe Millionen Gründe dankbar zu sein.
Aber macht es das nicht umso schlimmer?
Denn wenn das wirklich alles Segen und von dir gegeben ist,
tut mir leid, warum ist der Segen dann so unfair verteilt?

(…) Wo bist du? Hast du nicht gesehen, wo wir waren und wenn du doch kannst warum
hast du nichts dagegen getan? Beschämtes Erkennen, du könntest mich das selbe fragen!
Hast Du nicht uns erwählt? Gesagt ihr seid das Licht der Welt.

(…) Wo bist du? Du lebst in mir und willst durch mich Menschen begegnen, Hoffnung sähen, damit sie Hoffnung
sehen. Und das klingt so Verstand übersteigend extrem. Und trotzdem – auch so wunderschön! Lass mich mit
deinen Augen sehen!

Momentan haben wir das EuroclassTeam aus Dänemark hier und gestern stand auf unserem Programm, ihnen die Feuerstelle, die stückweise wieder aufgebauten Häuser und deren lieben Bewohner zu zeigen. Nach unserem Programm auf der Straße ging es durch die Gassen. Plötzlich kam rechts von mir eine Frau mit einem verkrüppelten Arm aus der Tür, sie starrte mich an, strahlte (die Menschen begegnen uns hier weiterhin mit einer unendlichen Dankbarkeit) und sagte:

Kannst du bitte reinkommen und für mein Haus (meine Familie) beten!?!?

Auf jeden Fall!!!
Ich bat schnell darum, dass sich einige aus dem Team anschließen. Ich betrat ihr kleines Häuschen und sah etwas, das ich wohl nie wieder vergessen werde:

Eine viel zu schmale, abgemagerte, alte, erkrankte Frau lag zusammengekauert und weinend auf einer harten Bank.
Vorsichtig versuchten wir sie aufzurichten. Ich nahm ihre Hand, sie weinte.
Ihr Schluchzen war kein gerührtes Weinen, es war keine Erschöpfung, es war das pure Elend.
Ich finde keine Worte für diesen Moment.

Als ich Moritz später davon erzählte, sagte ich:

„Diese Frau sah schlimmer aus, als meine Oma, als ich nach jahrelangem Krebsleiden an Ihrem Totenbett stand.“

So viel Elend, pure Verzweiflung….Leid.
Auch ihre Arme waren verkrüppelt und sie konnte kaum den Kopf, noch sich in Sitzposition halten.
Wir beteten für sie. Wir segneten sie.
Ich habe mit ihrer Tochter ausgemacht, mit den anderen nächste Woche wieder zu kommen.

„Das würdet ihr wirklich tun? Würdet ihr wieder beten? Bitte!“
Ihre Augen fingen an, zu leuchten.

Ich bin sprachlos und bewegt zugleich. Diese Frau kennt uns, weil wir Ihrem Bezirk Gutscheine für den Wiederaufbau des Distrikts ausgehändigt haben und trotzdem hat sie uns nicht einmal nach Geld gefragt. Ich wurde in meinem ganzen Leben noch nie so ernsthaft flehend um Gebet gebeten. Unglaublich.

Wieso erinnerten wir uns an Markos Zeilen?

Von selbst hätte ich diese Familie nicht gefunden. Ich kannte sie nicht persönlich. Ich wusste nicht, was hinter ihrer Tür vor sich geht.
Ich hatte keine Ahnung.

Aber Gott wusste es. Er hat es genau gesehen und uns allen diesen Moment geschenkt. Nun können wir mit dieser Familie Beziehung aufbauen. Wir können ihnen begegnen und helfen. Wir können ihrem Leid bewusst begegnen und Licht sein.

Wir müssen endlich ein Ja zum Leid in dieser Welt finden und aufhören, unsere Energie damit zu verschwenden, einen Schuldigen dafür ausfindig zu machen.
Es ist eine Tatsache, dass Leid existiert, sonst wären wir nicht mehr auf dieser Welt.
Niemand von uns kommt um das Leid drumrum ABER wir haben einen Gott, der durch Menschen wirken will und wirkt!

Wir wollen euch ermutigen, ein Ja dafür zu finden! Wenn du deinen Teil tust und sagst:

„Gott, zeig mir, wem Du durch mich im Leid begegnen willst“.

Dann nimmt Er deine Bereitschaft gerne an und Er wird seinen Teil tun. Er wird dich an Orte führen, die du jetzt noch gar nicht kennst.
Er wird dir Einblick in Situationen geben, die dir völlig unbekannt waren.
Er wird dich damit segnen, Licht in der Dunkelheit sein zu dürfen. Es geht nicht darum, was du mitbringst, sondern was er kann!

Wenn in meinem Leben Leid einbricht, hoffe ich, dass es Menschen gibt, die sich zur Verfügung stellen und Gott durch sie bei mir wirken kann.

Jede Not lädt dich ein, ihr zu begegnen. #Lichtbringer

Bist du dabei!?

Comments.

  • Krasse Sache, habe das gerade hier durch deinen Vater, Joana, erfahren.
    Und ich sitze hier im Finanzamt und denke mir: Was tue ich für Gott?
    Ich kenne diesen Poetry Slam auch, und er ist echt tiefgehend und hat mich zum Nachdenken gebracht. Diese ganzen Fragen nach der Ungerechtigkeit in der Welt – sie laufen in die falsche Richtung. Ich habe erkannt, Gott hat uns hierher gestellt, um genau diese Herausforderung anzugehen!
    Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Kraft und Gottes Segen bei eurer Arbeit! Lasst euch vom Heiligen Geist lenken!
    Liebste Grüße aus Deutschland
    Jonas

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